Darmkrebs entsteht oft unbemerkt und ohne Symptome. Viele Menschen wissen nicht, dass bestimmte Lebensgewohnheiten und genetische Faktoren das Risiko erhöhen. In Deutschland erkranken zuletzt (2022) ca. 54.000 Menschen an Darmkrebs. Viele Fälle könnten durch frühzeitige Vorsorge verhindert werden.

Typische Symptome wie Verdauungsprobleme, wie z.B. Durchfälle oder Verstopfung, Bauchschmerzen, Blut im Stuhl und Gewichtsabnahme treten meist erst dann auf, wenn der Krebs bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat.

Die Behandlungsmöglichkeiten und Prognosen hängen vom Stadium der Erkrankung ab, d. h. davon wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Daher kommt der Früherkennung eine besondere Bedeutung zu.

Darmkrebs entsteht meist aus gutartigen Vorstufen, den Polypen oder Adenomen, die bis zur Entartung ca. 10-15 Jahre brauchen. Stuhltests können Hinweise auf Vorstufen liefern, die dann durch eine Darmspiegelung abgeklärt werden sollten. Diese gutartigen Vorstufen können während einer Darmspiegelung erkannt und entfernt werden. Die Entfernung der Vorstufen bedeutet Krebsverhinderung! Diese Erkenntnis hat zur Einführung spezifischer Vorsorge- und Früherkennungsprogramme geführt, die allen Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen ab dem 50. Lebensjahr zur Verfügung stehen.

Ursachen und Risikofaktoren beim familiären Risiko und erblichen Darmkrebs

Familiäre Belastung

In der Familie gibt es bereits Fälle von Darmkrebs:

  • Etwa 20% der Darmkrebsneuerkrankungen betreffen Menschen mit familiärer Belastung.
  • Erstgradige Verwandte von Darmkrebspatienten haben ein 2-4 fach erhöhtes Risiko zu erkranken.
  • Deshalb: Frühzeitige Darmspiegelung: 10 Jahre vor dem Alter, in dem ein Angehöriger erkrankte (z.B. bei einem Familienmitglied entstand Darmkrebs mit 55 Jahren -> erste Untersuchung möglichst mit 45 Jahren).

Genetische bedingte Darmkrebserkrankungen:

  • Lynch-Syndrom (HNPCC): 3-4% der Darmkrebserkrankungen, 80%iges Risiko für eine Erkrankung. Ab 25 Jahren jährliche Darmspiegelung und Ultraschalluntersuchungen
  • Familiäre Polyposis (FAP): 1% der Fälle, fast 100%iges Risiko für eine Erkrankung. Jährliche Darmspiegelung ab dem 10. Lebensjahr, ab Erwachsenenalter weitere Tests.
  • Eine genetische Beratung durch spezialisierte Fachärzte und Humangenetiker bei familiärer Häufung wird empfohlen, um das Risiko zu prüfen und intensivierte Früherkennung zu starten.

Erkrankungen mit erhöhtem Darmkrebsrisiko

  • Chronische Entzündung der Darmschleimhaut (z.B. Colitis ulcerosa)
  • Adipositas: Starkes Übergewicht (BMI > 30)
  • Diabetes mellitus Typ 2

Lebensstilfaktoren, die das Risiko für Darmkrebs erhöhen können

Ernährung:

  • Zu viel rotes Fleisch und fettige, kohlenhydratreiche Speisen (Junk-Food).
  • Zu wenig Ballaststoffe (Gemüse, Salat, Obst, Vollkornprodukte) in der Nahrung – die Verweildauer von Giftstoffen im Darm verlängert sich
  • Schadstoffe z.B. Benzpyrene (durch Räuchern und Grillen) und Nitrosamine (beim Braten von Wurst und Fleisch) sind krebserregend.
  • Regelmäßiger Alkoholkonsum
  • Rauchen (Nikotin, Nitrosamine)

Bewegungsmangel (z.B. zu viel Sitzen)

  • Regelmäßige sportliche Betätigung regt den Darm zu gesunder Verdauung an.
  • Insgesamt beeinflusst die Ernährung und die Bewegung das Immunsystem des Darmes (Mikrobiom) positiv oder negativ und modifiziert dadurch das Darmkrebsrisiko.

Symptome, die auf Darmkrebs hinweisen könnten:

Darmkrebs entwickelt sich häufig ohne frühe Symptome, weshalb regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen so wichtig sind. Wenn Symptome auftreten, können diese vielfältig und unspezifisch sein. Sie hängen oft von der Lage und dem Stadium des Tumors ab. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Blut im Stuhl oder ungewöhnliche Stuhlveränderungen
  • Ungeklärter Gewichtsverlust und Blutarmut
  • Anhaltende Bauchschmerzen oder Krämpfe, Müdigkeit oder Schwächegefühl
  • Unregelmäßiger Stuhlgang über längerer Zeit

Eine kurzfristige Abklärung der Symptome ist unbedingt und kurzfristig erforderlich.

Daten und Fakten

Obwohl die Vorsorgemaßnahmen in den letzten 20 Jahren dazu geführt haben, dass die altersstandardisierte Inzidenz (jährliche Neuerkrankungen bezogen auf 100.000 Einwohner) der Erkrankten um > 30% und die der Verstorbenen um 35–40% gesunken ist, gibt es immer noch zu viele Menschen, die an dieser Krankheit sterben (22.959 Menschen im Jahr 2022) (RKI 2025). Wenn sich mehr Bürgerinnen und Bürger für die Vorsorge entscheiden würden, könnten viel mehr Erkrankungs- und Todesfälle vermieden werden.

Darmkrebs in Zahlen


  • 2023 waren > 32 Millionen Personen anspruchsberechtigt, an gesetzlichen Früherkennungsmaßnahmen (i-FOBT, Koloskopie) und an Beratungen zur Prävention von Darmkrebs im Alter ab 50 Jahren teilzunehmen. 2023 wurden ca. 4 Millionen Versicherte von den Versicherungen zur Darmkrebsvorsorge eingeladen. In diesem Jahr wurden ca. 1.8 Millionen Stuhlteste und 611.000 Vorsorgekoloskopien durchgeführt (ZI 2024, Gesundheitsforen Leipzig, 2024).

  • In den letzten 10 Jahren nahmen ca. 25% der anspruchsberechtigten Versicherten an einer Vorsorgekoloskopie teil. Berücksichtigt man zusätzlich die durchgeführten Abklärungskoloskopien, so haben sich in den letzten 10 Jahren > 50% der Versicherten einer Koloskopie unterzogen (Tillmann H (2020)), Hornschuch,M. (2022))

  • Im Jahr 2022 erkrankten 54.610 neu an Darmkrebs (darunter 24.654 Frauen und 29.956 Männer). 22.959 Menschen verstarben 2022 in Deutschland am Darmkrebs. Das sind etwa 42% der Neuerkrankten (RKI, 2025).

  • Unbehandelt führt Darmkrebs in den allermeisten Fällen innerhalb von 12 Monaten zum Tod.

  • Nach Prostata- und Lungenkrebs ist für Männer der Darmkrebs die dritthäufigste und nach Brustkrebs für Frauen zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland.

  • Das Lebenszeitrisiko an Darmkrebs zu erkranken, liegt bei ca. 5-7% (www.krebsgesellschaft.de).

  • Die Therapiekosten der Erkrankung liegen derzeit ohne weitere Folgekosten bei etwa einer halben Milliarde Euro/Jahr.

  • Besondere Aufmerksamkeit gilt Risikogruppen, die etwa 25% der Darmkrebs-Neuerkrankungen ausmachen. Dazu gehören Personen mit familiärem Risiko, bei denen nahe Verwandte an Darmkrebs erkrankt sind (ca. 20%) sowie die Personen mit einem besonderen genetischen Risiko (ca. 5%) für familiären Darmkrebs. Für die Risikogruppen gelten besondere Screening-Strategien.

  • Erfreulich ist, dass die relative 5-Jahres-Überlebensrate aller Stadien bei Darmkrebs zusammen bei 64% für Männer und 66% für Frauen liegt (RKI 2025).


Neue Trends bei der Darmkrebs­entwicklung

Darmkrebs unter 50 Jahren – Anzahl der Neuerkrankungen gestiegen.

Die Anzahl der Neuerkrankungen in der Altersgruppe der 25- bis 49-jährigen ist in den letzten 10 Jahren um 11% gestiegen, erreicht aber insgesamt nur eine Inzidenz von 5-6% (Hoffmeister, M. 2024). Diese Altersgruppe hat aktuell noch keinen gesetzlichen Anspruch auf eine Darmkrebsvorsorge. Deshalb: achten Sie auf Symptome! Sollten diese auf einen Darmkrebs hinweisen, lassen Sie die Symptome durch eine Darmspiegelung kurzfristig abklären! Warum erkranken Menschen unter 50 weltweit häufiger? Neben Lebensstilfaktoren spielt auch das familiäre und erbliche Risiko eine wichtige Rolle. Dieses Risiko kann zudem durch den Schnellcheck-Darmkrebs bzw. eine Familienanamnese identifiziert werden.

Wichtige Entwicklungen in der Darmkrebsvorsorge


  • Darmkrebs ist nach jahrelanger intensiver Öffentlichkeitsarbeit kein Tabu-Thema mehr.

  • Die Vorsorge- und Früherkennungsregelung für gesetzlich Krankenversicherte empfiehlt den Stuhlbluttest ab für Männer und Frauen ab 50 Jahren im Abstand von 2 Jahren oder eine Vorsorgekoloskopie für Männer und Frauen ab 50 Jahren mit Wiederholung nach 10 Jahren bei unauffälligem Erstbefund (G-BA Stand 1.4.2025).

  • Der immunologische Stuhltest (i-FOBT) ist mittlerweile Standard. Stuhlteste sind einfach durchführbar und haben eine nachgewiesene Senkung der darmkrebsbedingten Sterblichkeit geführt. Grundvoraussetzung ist die regelmäßige zweijährige Durchführung als Alternative zur Vorsorgekoloskopie.

  • Ein bundesweites Einladungsverfahren zur Darmkrebsvorsorge und -Früherkennung durch die gesetzlichen Krankenkassen ist seit 2019 in Kraft und hat zu einem erkennbaren Anstieg der Teilnahme an der Vorsorgekoloskopie geführt (2019: 512,428 Untersuchungen / 2023: 611.249 Untersuchungen) (ZI, KBV 2024).

  • Aktuelle Zahlen aus Deutschland (2021-2023): um ein Adenom zu finden müssen ca. 3-4 Männer bzw. 5 Frauen untersucht werden. Um ein fortgeschrittenes Adenom zu finden müssen ca. 12 Männer bzw.19 Frauen koloskopiert werden. Fanden sich vor ca. 20 Jahren noch bei jedem 100. Patienten bei der Vorsorgekoloskopie ein Darmkrebs, so ist diese Rate zuletzt auf 0.5% gesunken (ZI, 2020, Gesundheitsforen Leipzig 2024)


Wie viele Menschen betreiben Darmkrebsvorsorge?


  • Aktuelle Zahlen aus Deutschland (2021-2023): um ein Adenom zu finden müssen ca. 3-4 Männer bzw. 5 Frauen untersucht werden. Um ein fortgeschrittenes Adenom zu finden müssen ca. 12 Männer bzw.19 Frauen koloskopiert werden. Fanden sich vor ca. 20 Jahren noch bei jedem 100. Patienten ein Darmkrebs ist diese Rate auf 0.5% gesunken (ZI, 2020, Gesundheitsforen Leipzig 2024)

  • Die Inanspruchnahme der präventiven Koloskopie blieb stabil mit jährlich rund 2,6 % bei Frauen und 2,5 % bei Männern in der primären Zielgruppe der 55- bis 64-Jährigen. Die längsschnittliche Analyse ergab, dass etwa 35 % der Männer und 47 % der Frauen zwischen 55 und 64 Jahren an Untersuchungen zur Darmkrebsfrüherkennung gemäß Krebsfrüherkennungsrichtlinie (präventive Koloskopie oder ≥ 3 Stuhltests innerhalb von 10 Jahren) teilnahmen. (Versorgungsatlas)

  • Insgesamt wäre es wünschenswert, die Teilnahmerate an der Darmkrebs-Früherkennung weiterhin durch Motivation der Anspruchsberechtigten durch Medien, Krankenkassen und Ärzte zu erhöhen.


Der Podcast zur Darm­krebs­vorsorge

Unser Podcast „Alarm im Darm“ ist eine Quelle für wertvolle Informationen und persönliche Einblicke. Experten erklären aktuelle Forschungsergebnisse, Ärzte berichten von ihren Erfahrungen, und Betroffene teilen ihre persönlichen Geschichten. Hören Sie rein und lernen Sie mehr über Darmkrebsvorsorge und wie sie helfen kann, Leben zu retten. Der Podcast ist auf Spotify verfügbar.